News-Archiv 2019
Es läuft: Die Michaelis-Kirchweih 2019 ist eröffnet
Gleich zwei Fürther Bürgermeister voll in Aktion: Vor die allseits beliebten Bilder von lächelnden Stadtoberhäuptern mit Maßkrug haben die Götter den Schweiß gesetzt. Dr. Thomas Jung und Markus Braun kamen mit dem Ausschenken kaum hinterher, da sich schon um 10 Uhr Hunderte von Fürther vor dem Stadttheater eingefunden hatten. Den Anstich selbst erledigte Dr. Jung mit nur drei routinierten Schlägen: Kein Wunder, dank der Übung, die er durch 12 Vorortkirchweihen während des vergangenen Sommers hatte.
Für den größten Teil der Fürther Bevölkerung und ihrer Gäste ist die „Kärwa“ ein großer Spaß. Dass sie für die Schausteller harte Arbeit bedeutet, dürfte den meisten Besuchern bewusst sein – falls nicht, erwähnen wir das hier gerne nochmal. Joachim Ulrich, Betreiber des Kindersportkarussells in der Königstraße, gönnte sich während der Eröffnung nochmal ein paar Minuten der Ruhe am Grüner-LKW. Viel Gelegenheit für Pausen wird er in den nächsten Tagen nicht mehr haben, denn bei ihm geht es sprichwörtlich rund.
Mancher hat das Glück, Aufgaben delegieren zu können: Das in der Vergangenheit mehrfach umbenannte Maskottchen „Kärwa-Betzala“ dürfte wohl bundesweit das einzige Schaf mit persönlichem Assistenten sein. Der reicht Lebkuchenherzen an, während der wollige Promi mit dem Publikum schäkert. Diese Erleichterung ist dem- oder derjenigen, der in dem dicken Kostüm steckt, von Herzen zu gönnen – besonders bei so sonnigem Wetter, wie es beim Anstich 2019 wieder gegeben war.
Aus Leidenschaft macht das Ehepaar Ley schon seit 1974 jedes Jahr seinen Job als Ordner bei der Kärwa-Eröffnungsfeier. Dabei sehen sie auch noch ausgesprochen dekorativ aus. Im Gespräch mit Kriminaloberkomissar Florian Drechsler, Social-Media-Beauftragter bei der Polizei Mittelfranken, stehen sie sozusagen für Security mit Herz.
Auch sie gehören für viele Fürther zum festen Inventar der Kirchweih-Eröffnungszeremonie: Die Tänzerinnen und Tänzer des Heimat- und Volkstrachtenvereins Stadeln, von denen jedes Mal gleich mehrere Generationen antreten. Vor dem Stadttheater müssen sie bei ihren zum Teil komplizierten Tanzfiguren ganz schön aufpassen, dass das Kopfsteinpflaster der Choreographie keinen Strich durch die Rechnung macht – aber das hat bisher noch immer geklappt.
Zum ersten Mal dabei war heuer Dr. Stefanie Schardien, Pfarrerin in der Gemeinde St. Michael und Vertretung für Dekan Jörg Sichelstiel. Sie machte deutlich, dass Kirche und Lebenslust sich – entgegen weit verbreiteter Vorurteile – nicht gegenseitig ausschließen. Schon bei der Weihung des heiligen Michael selbst vor über 1100 Jahren sei ein fröhliches Fest dokumentiert worden, und entsprechend solle man die Fürther Kärwa als einen „Feldversuch“ für ein fröhliches Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters betrachten.
Für die Erntedankkönigin Maria Vogel ist die Eröffnungsfeier einer der zwei wichtigsten Kirchweih-Termine – der andere ist der Festzug – bei dem sie ihrer repräsentativen Aufgabe nachgeht. Wie man bzw frau Erntedankkönigin wird? Ganz einfach: Vorher zwei Jahre lang Fürther Christkind sein. Dann kommt dieses Amt automatisch hinterher und besteht ebenfalls für zwei Jahre. Nach der Kirchweih ist für Maria, die im „normalen Leben“ Chemie und Geographie auf Lehramt studiert, allerdings noch nicht Schluss im Jahrskalender: Wird das neu gewählte Christkind krank, muss sie auch bei den Adventsterminen nochmal ran.
Mit königlichem Besuch, Segen von oben und dem Engagement aller anderen Beteiligten dürfte die Michaelis-Kirchweih 2019 optimale Startbedingungen haben.