Bilder und G’schichten 2023
Frühschoppen der Marktkaufleute und Schausteller: Ehrungen auf der „Mega-Kärwa“
Beim Bayerischen Landesverband der Marktkaufleute und Schausteller, früher „Mess- und Fieranten-Verein“, ist der Frühschoppen am vorletzten Kirchweihtag Tradition. In geselliger Runde wurden dabei auch heuer wieder Schaustellerinnen und Schausteller für ihren langjährigen Einsatz auf der Michaelis-Kirchweih ausgezeichnet. OB Dr. Thomas Jung, Bürgermeister Dietmar Helm, Wirtschafts- und Kirchweihreferent Horst Müller und MdL Horst Arnold betonten in ihren Grußworten nicht nur die parteiübergreifend gute Zusammenarbeit in Sachen Kärwa, sondern zeigten deutlichen Stolz auf die Entwicklung der Kirchweih besonders in den vergangenen Jahren – und den wohl alles überragenden Besucherrekord in 2023.
Mit dem Wort „Mega“ gehe er im Allgemeinen eher sparsam um, so der Oberbürgermeister, aber die Michaelis-Kirchweih 2023 mit ihrem enormen Besucherzustrom und einer trotzdem entspannten Stadtgesellschaft habe diese Vorsilbe wohl verdient. Bereits beim Auftakt war die Stadt aus allen Nähten geplatzt, die Deeskalationstaktik der Polizei habe aber, wie schon bei den Vorortkirchweihen, für eine hohe Sicherheit gesorgt. Der OB betonte auch die Wichtigkeit der Vorortkirchweihen und legt Wert darauf, dass sich diese ebenso positiv weiter entwickeln wie die Michaelis-Kirchweih – wenn auch in weitaus kleinerem Maßstab.
Entscheidend mitgewirkt an der Ausarbeitung und Umsetzung der erfolgreichen Sicherheitskonzepte hatte jahrelang Mike Maurer von der Fürther Polizei (auf dem Bild 3. von rechts), dem im Rahmen des Frühschoppens dafür nochmal ein besonderer Dank ausgesprochen wurde.
Gleich zwei Generationen der Schaustellerfamilie Wentzl waren am diesjährigen Frühschoppen beteiligt: Eduard Wentzl (im Bild links) hatte 30 Jahre lang den Vorsitz der Fürther Abteilung des BLV inne und trägt nun das inoffizielle Amt eines Ehrenvorsitzenden. Abgelöst wurde er heuer durch seinen Sohn Stefan (im Bild rechts) – die Ansprachen während des Frühschoppens teilten sich Vater und Sohn.
Auch Stefan Wentzl sprach von rekordverdächtigen Besucherzahlen vor allem aufgrund des Wetters. Am ersten Kirchweih-Wochenende war es in Fürth über 20 Grad warm, und der erste Kirchweihsonntag mit dem Erntedankfestzug sei ein „toller Tag für die ganze Familie“ gewesen, an dem wohl „die Grenzen des Möglichen“ in der Stadt erreicht worden seien. Der Trend habe sich dann bis zum Tag der Deutschen Einheit noch gesteigert und auch anschließend bei anhaltend sonnigem Spätsommerwetter auch fortgesetzt. Vermutlich werde heuer die Marke von 1,5 Millionen Besuchern überschritten, und das Ganze ohne Straf- oder Alkoholdelikte.
Mit den Kirchweih-Öffnungszeiten von 11 bis 23 Uhr könnten viele Schausteller gut leben, so Wentzl, allerdings beklagten Händler auch die schwächeren Umsätze nach 21 Uhr. Hier einen Kompromiss zu finden, der für alle passe, sei schwierig.
Kompromisse im allgemeinen seien „nicht sexy, aber lösungsorientiert“, so Horst Arnold. Er betonte, wie wichtig es sei, die Interessen sowohl von Schaustellern, als auch Anwohnern zu berücksichtigen, und bemüht sich um eine langfristig faire Lösung bezüglich der GEMA-Gebühren für Musiknutzung auf der Kirchweih. Hier steht zur Diskussion, welche Veranstaltungsfläche im Falle der Michaelis-Kirchweih der Berechnung der GEMA-Gebühren zugrunde zu legen sei; die GEMA habe durchaus ihre Berechtigung, da sie die Urheberrechte von Künstlern vertritt und den Komponisten von Musik bei deren Nutzung in der Öffentlichkeit den verdienten Obolus auszahle – eine Berechnung der Gebühren aufgrund der gesamten Kirchweihfläche (statt nur der mit Musik beschallten Flächen) sei aber mehr als unfair.
Horst Müller unterstützt eine für alle Beteiligten zufriedenstellende GEMA-Regelung ebenfalls und feiert nach eigener Aussage die „Silberhochzeit mit der Königin der fränkischen Kirchweihen“ – er ist (wir berichteten) nun 25 Jahre im Amt des Kirchweihreferenten, was, so Müller, wohl so ziemlich der schönste Teil seiner Aufgabe als Fürther Wirtschaftsreferent sei. In dieser Zeit habe sich die „Färdder Kärwa“ von einem Fest mit 400.000 Besuchern und eher lokaler Bedeutung zu Deutschlands größter Straßenkirchweih entwickelt, wobei man noch immer ihren ursprünglichen Charakter und bisher auch den richtigen Mix aus Fahr- und Belustigungsgeschäften, Händlern, Imbissen, Ausschänken und Losbuden erhalten konnte. Müller beklagt einen Rückgang von Bewerbungen für die Kirchweih, die Anzahl der tatsächlich vertretenen Schaustellerbetriebe sei aber konstant.
Müller zeigte sich begeistert ob der Tatsache, dass die Menschen heuer trotz knapper Kassen und weltweiter Krisen auf die Kirchweih strömten. Die Preise hier seien im Vergleich mit anderen Volksfesten noch im Mittelfeld. Weitere Gebührenerhöhungen für die Schausteller, die dann letztendlich zu einer Preissteigerung für die Besucher führen würden, sieht er sehr kritisch. Was die Auswirkungen aufs Klima betrifft, sei er „ein Zahlenfreak“ und halte sich an Fakten. Es liege beispielsweise eine Berechnung vor, die belege, dass ein Mensch zuhause beim Konsum von Streaming-Diensten mehr CO2 produziere als während eines Kirchweihbesuchs von gleicher Dauer.
Für seinen unermüdlichen Einsatz erhielt Müller vom BLV einen Krug, sowie eine Urkunde nebst Ehrennadel überreicht.
Im Rahmen des Frühschoppens wurden folgende Schausteller und Standbetreiber*innen für ihre langjährige Tätigkeit ausgezeichnet:
Michael Stampf (MS-Collection) für 25 Jahre, Sabine Paul (Fränkisches Vesperhäusle) für 30 Jahre, Gerti Gundel (Pfannen und andere Haushaltswaren) für 60 Jahre Reiner Rudolph (Knusperhäuschen, Eis-Praline) für 65 Jahre auf der Michaelis-Kirchweih. Wir gratulieren und hoffen auf viele weitere Jahre ihres Einsatzes!